iTod – Ich und mein Tod im digitalen Zeitalter
Von Laura Penning, Kunstwissenschaftlerin aus Berlin
Die Ausstellung iTod in Jena reflektiert über den eigenen Tod und das Sterben im digitalen Zeitalter. Sieben Künstler bzw. Künstlerkollektive waren aufgefordert, anhand eines verkleinerten Holzsarges (Maße: 440x312x135 mm) ihren persönlichen Gedanken und Ideen zum Tod Ausdruck zu verleihen.
Die Ergebnisse sind vielfältig und multimedial. Gemeinsam ist allen Arbeiten, dass sie eine Symbiose aus dem nötigen Ernst und Humor bilden. Bezugnehmend auf kunsthistorische Auseinandersetzungen mit dem Tod wie der Personifikation (hier anhand von Mr. Sargi), den Tod als Reise („Ungewissheit – guten Flug“) oder mythologischer Symbolik („Anch“), greifen die Kunstwerke vorhandene Diskurse auf, sind dabei aber stets individuell. Die Künstler befassen sich mit dem Verhältnis von Bild und Tod ebenso wie mit den persönlichen Gedanken zum Sterben, Beerdigung, Verlust und Angst. Im Vordergrund steht dabei stets das Ich jedes Einzelnen. Denn der Tod betrifft jeden von uns und es besteht eine Notwendigkeit der Auseinandersetzung mit dem Sterben und unseren (digitalen) Nachlässen. Die Ausstellung iTod schafft solchen persönlichen Konfrontationen mit dem Tod Raum und trägt dazu bei, Gedanken darüber nicht destruktiv sondern produktiv werden zu lassen.
Humor ist in diesem Zusammenhang eine wichtige Eigenschaft, die es erleichtert, dem „schwarzen Tod“, der uns jahrhundertelang als Schnitter verfolgte, seinen Schrecken zu nehmen. Der adrett gekleidete, freundlich winkende Mr. Sargi ist unser Freund, vermittelt bspw. das Künstlerkollektiv Kollaþs. Die Installationen von „Das glückliche Ohr“ aus München oder AMBECH aus Ilmenau verweisen auf die Unendlichkeit und Möglichkeiten des Überdauerns. Die Sargpost gibt ebenso wie der Film der Berliner Künstlerinnen Yvie Ratzmann und Elise Terranova detaillierte Einblicke in die
Gedanken, die in uns vorgehen, wenn wir an Verstorbene denken oder an unseren eigenen Tod, die Beerdigung und das, was von uns bleibt.
Was ist der Tod? Ist er eine Reise, wie es die Installation von Steffen Braumann suggeriert? Ein freundlicher Mr. Sargi? Oder ein unvorhergesehen daherrasendes Auto, das uns mitnimmt, wie der „Daytona 500“ vom Dekor Labor aus Gera? Diese Fragen beantwortet natürlich auch iTod nicht.
Doch die Ausstellung vermag eindrucksvolle Denkanstösse rund um das persönliche Verhältnis zum Tod im digitalen Zeitalter zu geben und den Besucher zu animieren, sich selbst zu fragen, wie er zum Tod steht. iTod eben – Ich und mein Tod.
Eine ausführliche Beschreibung und Analyse finden Sie hier.